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Lieben

Impuls zum Evangelium

In loser Folge überraschen wir Sie. Mit Inspirationen aus unserem Kloster am See. Heute mit Gedanken unserer Äbtissin Monika Thumm zum Text aus dem Johannesevangelium.

Johannesevangelium, 14,15-21

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.

Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich komme wieder zu euch. Nur noch kurze Zeit, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und weil auch ihr leben werdet. An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.


Beim Lesen des heutigen Evangeliums fällt auf: Der Text ist quasi gerahmt vom Wort «lieben». «Lieben» erscheint im ersten Vers und «lieben» findet sich viermal im letzten Vers. «Lieben» begegnet uns hier im doppelten Sinn, nämlich: geliebt werden und lieben. Wir sind nur liebesfähig in dem Mass, als wir uns geliebt wissen. Und wenn wir lieben, geben wir damit Antwort auf eine Liebe, die der unseren vorausgeht. Gott hat uns zuerst geliebt. Gott hat mich zuerst geliebt. Zweimal sagt Jesus in heutigen Text: «Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten» Und «Wer meine Gebote hat uns sie hält, der ist es, der mich liebt.» Wir bringen lieben sehr schnell mit Gefühl, mit Sympathien in Zusammenhang. Merken wir: Was uns Jesus hier sagt, ist etwas ganz anderes? Beim Nachdenken über diesen Bibeltext erinnerte ich mich an eine kleine Geschichte aus meinen Unterrichtsmaterialien zur Benediktsregel. Sie ist von Thomas Green. Er schreibt:

«Ich erinnere mich, als mein Vater noch lebte, ging ich eines Tages mit meiner Mutter in ein Warenhaus. Wir wollten für den Vater eine Krawatte zum Geburtstag kaufen. Der Tisch vor uns war überfüllt von Krawatten. Meine Mutter betrachtete sie kurz und sagte dann ganz spontan: ‘Nein, diese würde ihm nicht gefallen …, diese auch nicht …., diese bestimmt auch nicht .. Ah, da haben wir sie. Diese wird ihm gefallen.’ Und sie wollte wirklich sagen: ‘Diese wird ihm gefallen’, nicht ‘diese gefällt mir … ich will, dass sie auch ihm gefällt’. Und sie gefiel ihm tatsächlich. Wie konnte sie das wissen? Nur über das vertraute Zusammenleben über Jahre hinweg.»

Könnte das auch für unsere Gottesbeziehung gelten? Lieben heisst dann: Ich wähle das, was Gott gefällt. Nicht unbedingt, was mir gefällt. Ich bin vielleicht sogar einmal in der Lage, das zu wählen, was mir nicht gefällt. Wenn ich nur weiss, dass es ihm gefüllt und ihm Freude macht. Wer liebt, sucht die Freude des andern. Und die Freude des andern macht den Liebenden selbst glücklich.

(c) Kloster Mariazell Wurmsbach, Äbtissin Monika Thumm

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